08.01.2011
In der Silvesternacht werrd ja immer geloong, dass sich die Balkn bieng! Wenn zer Neijohr nachts die Glockn leitn, nochert lossn sich sogor vernimpfticha Menschn zer die wildestn Verschprechunga hie'reissn: dass'sa nie mer a Zigereddla o'langa, dass'sa sich bei Schweinsbrootn und Kleeß, bei Bressagg und Brodwärscht, bei Bier und Obstler kimpftich schtark zerriggholtn wolln - und dass'sa der Oldn im Hausholt aweng mithelfn, damit die arma Fraa a bissla Entlastung gricht. Obber bei den Schwur hot mei Nachbera gleich olla zwa Händ in die Heh gschtreggt. "Lang dahamm bloß nix o", hot'sa um Middernacht zer ihrn Mo gsocht, "du brängst doch man ganzn Hausholt darchnanner!" Wenn an Silvester der Erdbeersekt darch die Hirnwindunga rauscht, nochert sänn holt die Männer nimmer "Herr der Sinne" - und sie verschbrechn ihrn Weiwern dess Blaua vom Himml runter.
Unner Vorschtand vom Gaddnverein hot sich an Silvester min Rum-Dopf von seiner Oldn dermooßn zamm'gelascht, dass die Fraa gedacht hot, sie muss nuch im oldn Johr na Dokter hulln, wall ihr Mo seina Aang gor so rausgedreht hot und kan gscheidn Satz mehr redn konnt. Es wor a Gligg, dass die Fraa wengstns nuch bis zwelfa gewadd hot, sinst hätt'sa dess Sani-Auto gleich zwamoll hinterernanner o'rufn missn: Ban Johreswechsl hot sich neemlich ihr zamm'genehta Mo nuch amoll aufgerafft und hot ausn Wohnzimmerschrank a tschechischa Feierwerks-Raketn raus gegroomt, die woss'er aufm Fidschi-Markt driem in Eecher ginstich kaaft hot. "Dess Gschoss", hot'er gelallt, "dess Gschoss loss ich etzert draußn aufm Balkon ols Neijohrsgruß in Nachthimml nauf schteing". Obber leider hot dann der Kerl in san Suff die zischnda Raketn fest in der rechtn Häng k'holtn und net los gelossn - do hot's am Balkon-Gelänner nadirlich an Fehl-
schtart geem wie manchsmoll bei die Ami driem auf den beriehmtn "Cap Cänäveräl". Ausn Gaddnvereins-Vorschtand seiner rechtn Händ iss a feiricher Marschflugkerper raus gschossn, dass olles bloß so gezischt und gepfiffn hot. Der Leiter von den ungewehnlichn Exberiment hot sofodd vor Schmerzn gebIäkt wie am Schbieß - sogor drei Schtraßn weider hot'mer dess Gschraa nuch k'heert.
Dann ging's mit unnern Raketn-Exbertn ab in die Ambulanz. Etzert dreecht der guda Mo san rechtn Arm in der Schlinga - so hot sich wengstns sei Silvester-Schwur erfillt: Er raacht nimmer - auf jedn Foll so lang net, bis er ohne Schmerzn widder a Zigereddn zwischn die Finger holtn ko... Gerch
15.01.2011
Die Helga lebbt ols Rentnera zerfriedn in ihrer Wohnung am Schtadtrand - sogor der Haufm Schnee in die vergangna Wochn hot'sa kolt gelossn. Sie macht holt dahamm ihr Zeich und gedd nimmer vill naus, wenn's draußn gladd iss - aa wall'sa nimmer so guud sicht wie frieher. "Dann ko ich aa net ausrutschn und hie'schterzn", socht'sa immer. Dass obber sogor dess Leem in der einga Wohnung aa ziemlich aufreechnd iss, hot die Helga letzta Wochn erfohrn.
Die olda Fraa hot nooch Hochneijohr dahamm Wohnungsbutz gemacht. Mit Schtaubsaucher und Besn, mit feichtn und droggna Miggrofoser-Labbm, mit Schwamm und Aamer hot die Helga nooch die Feierdooch ihr Wohnung widder auf Hochglanz gebracht. Af zerletzt hot'sa in der Kichn nuch zwa Grautwiggl gemacht und aufn Herd gschtellt, damit am näggstn Dooch woss Guuds zern essn do iss, wenn ihr Dechterla auf Besuch kimmt.
Inzwischn worsch scho Amd - und nooch so vill Ärbert hot sich die Helga aweng aufn Soffa im Wohnzimmer ausgeruht. Aferamoll zicht von der Kichn a brenzlicher Geruch rieber. "Ach Goodla, meina Grautwiggl brenna o", iss der Helga ihr Miss-gschigg gleich darch na Kopf gschossn. Sie iss sofodd in die Kichn nieber gewercht und hot na Herd ausgscholtn, wo die schenn Grautwiggl miteran schtrenga Gerichla vor sich hie gebruzzlt hamm.
Ausn Wandschrank im Vorsool hot die Helga dann gleich die grußa Dosn min Raum-Schbree raus k'hullt und hot den frischn Duft von Lavendl in jeds Zimmer nei gschbritzt, damit nix mehr nooch die ogebrenntn Grautwiggl gerochn hot. Zerfriedn iss dann die Helga ins Bedd ganga.
Zer frieh um holbachta iss sa aufgewacht - und hot ban Rundgang darch die Wohnung ihrn Aang net gedraut: In olla Zimmer wor aufm Debbich und auf die Meebl a weißer Schleier geleeng, wie wemmer Mehl drieber geblosn hot. Die Schränk und dess Soffa, die Bilder an der Wänd und die Sessl, die Zinnbecher und Fensterbredder, sogor die schenn Gladioln in der Vasn - olles weiß! "Draam ich oder schbinn ich?", hot die Helga vor sich hie'gemurmlt. Erscht hot'sa gedacht, es hot nachts scho widder gschneit und erchetzwie iss der Schnee darch a undichts Fenster rei geweht, obber dann hot sich dess Rätsl aufgeleest: Die Helga hot neemlich gestern Amd ausn Vorsool-Schrank net die Dosn min "Lavendel-Spray" raus genumma, sondern aus Versehng dess "Bügelstärken-Spray Faltenglatt" derwischt. Woss guud iss fir der Helga ihra Blusn, hilft leider net geecher verbrennta Grautwiggl... Gerch
22.01.2011
Der Erwin hot kerzlich die goldna Vereinsnoodl gricht, wall'er scho seit 40 Johr Mitglied im "Geflügel- und Kleintierzuchtverein" iss. Frieher hot der Erwin mit seina Daum bei die Ausschtellunga immer grußn Erfolch k'habt, obber dann hamm'sa na ban Bescheißn derwischt: Auf der Bezirksschau vor acht Johr hot'er seiner "Thüringer Schwalbe" den wichtinga rodn Kreis rund um die klan Aang aweng min Libbnschtift von seiner Oldn gschminkt, obber die Manibulazion iss entdeggt worrn, wall a Breisrichter im Vorbeigeh die Rasse-Daum ganz leicht mit san weißn Mänterla gschtraaft hot - und aferamoll wor aweng Libbmschtift dro.
Nooch den Missgschigg hot sich der Erwin auf die Hiehnerzucht verleecht - und do iss na a Kunstschtigg gelunga, wo im Circus der Schprung voneran Puma durch an Feier-Raafn a Dregg dageecher iss: Der Erwin hot an weißn "Ramelsloher Zuchthahn", a robusts Viech aus Eesterreich, so lang dressiert, bis dass sich der Hahn duud schtelln konnt. Im Wertshaus hot der Erwin die Zucht-Sensazion immer vorgfiehrt, dass die Gäst gedacht hamm, sie schpinna: Der Erwin hot neemlich san "Ramelsloher Hahn" ausn Korb raus k'hullt, hot na aweng am Buggl gschtreichlt - und von ana Sekundn auf die annera hot der Hahn kan aanzinga Zugger mehr gemacht. Der Erwin hot dann den scheinbor duudn Hahn mittn aufn Schtammdisch geleecht, dass die Leit rundrum geglotzt hamm wie die Aachhernla. Erscht wenn der Erwin dess Viechla aweng am Kamm gegrault hot, iss der Hahn widder lebendich worrn - und die Leit rundrum hamm begeistert geglatscht.
Der Erwin hot san Zauber-Hahn immer efter mit ins Wertshaus gebracht, wall die Gäst fir dess Kunstschtigg min Hahn jedsmoll a boor Seidla Bier schbendiert hamm - und der Erwin hot holt immer schtechendn Darscht k'habt. Auf jedn Foll hot der Erwin von san "Ramelsloher Hahn" a scheens boor Johr lang broffidiert, obber letzta Wochn hot dess oltersschwacha Viech dahamm im Hiehnerschtoll na letztn Fladderer gemacht - und etzert iberleecht der Erwin, woss fir a Viech er demnäggst dressiern soll, damit im Wertshaus dess Freibier weider fließt...
29.01.2011
Der Wilhelm iss mit seina 83 Johr nuch guud beinanner. Er sicht zwor nimmer so scharf wie frieher, und min Heern dudd'er sich aa aweng schwer, obber seitdem dass'er in seina Ohrn dess neia Heergereed drinna hot, gricht'er rundrum widder olles einwandfrei mit.
Wenn der Wilhelm nooch na Friehschtigg sei Zeidung liest, will'er gern ungschteert bleim. Dessweecher bobblt'er aus seina Ohrn jedsmoll die zwa klan eleggdronischn Erbsn raus und leecht'sa aufn Kichndisch - dann hert'er ka Dellefon und ka Klingln an der Haustir und ko'er in oller Ruh die neiestn Noochrichtn aus der Schtadt genießn. Zusätzlich zu derra geistinga Nahrung macht der Wilhelm obber aa gleich san Leib a Freid: Er gnabbert ban Lesn gern Nissla nei - am libbstn gsolzna Erdnissla oder Walniss, obber aa Hoslniss und gebrannta Mandln. Manchsmoll schtellt'er sich sogor a Bäggla Kirbiskern hie, wall'er aweng Brobleme mit der Brossdadda hot. Nissla sänn holt na Wilhelm sei grußa Leidnschaft - und gsund sänn'sa aa. Erscht letzta Wochn hot der Wilhelm aus seiner Zeidung auf Seite 4 gelesn: "Nüsse senken durch ihre mehrfach ungesättigten Fettsäuren nachweislich den Cholesterinspiegel im Blut, stabilisieren den Zuckerwert, unterstützen die Gefäße und mindern das Risiko für Magen- und Prostatakrebs sowie für Infarkte. In einer klinischen Studie wurde durch täglichen Verzehr von 100 g Mandeln nach vier Wochen eine zwölfprozentige Senkung des Blutcholesterinspiegels erreicht. Weitere Studien, in denen geringere Mengen oder andere Nüsse, wie Wal-, Erd- oder Macadamianüsse verzehrt wurden, zeigten vergleichbare Effekte."
Sedda Informaziona freia na Wilhelm - und er langt mit guudn Gewissn middn ban Lesn einfach hinter die Zeidung, wo seina Nissla aufn Disch lieng. Mit die Fingerschbitzn anglt'er sich die Nissla und schobbt'sa in sei Guschn nei. Obber letztn Freidooch wor der Genuss schnell verbei: Aans von denner Nissla wor dermooßn hadd, dass sich der Wilhelm ban Kaia im Oberkiefer links hintn a Krona raus'gebissn hot. Es hot aweng gegnaggt, der Wilhelm hot die hadda Nuss sofodd raus gschbotzt - und do wor die Iberraschung gruß: Die Nuss wor neemlich gor ka Nuss, sondern ...sei klans, runds Heergereed, dess woss ban Zeidungslesn wie immer neber die Nissla aufn Disch geleeng wor. Nissla sänn gsund und a Heergereed iss a Seeng - mer derf dess Zeich bloß net mitnanner verwechsln...