06.11.2004

 

Bünktlich iss der Inder ausgschtieng

Der Werner iss a Hofer Lehrer. Er wor vor zwa Johrna in die Sommerferien miteran Kolleeng aus Kulmbach in Indien. Vier Wochn lang sänn'sa sellmoll in der greßtn Brieglhitz mit ihra Ruggsägg diegreizdiequer darchs Land gereist – und in Kalkudda hamm'sa ineran Tandoori-Restaurang sogor an dunklhaitinga Mo kenna gelernt, der woss sich aa ols Lehrer raus'gschtellt hot, und zwor hot'er anera indischn Volksschul Unterricht geem. Zwischn die zwa Deitschn und ihrn neia Kolleeng hot sich gleich aweng a Freindschaft entwigglt, und der Hindu-Lehrer hot die Oberfrangn sogor zer sich dahamm ei'geloodn. Obber an selln Amd bei den Inder denkt der Werner net so gern zerrigg, wall'er hinterher acht Dooch lang an dermooßn Dinnpfiff k'habt hot, dass'er gor nimmer von der Kloschissl ro kumma iss.

Wie der Werner und sei Freind nooch ana Wochn widder aus Kalkudda abgereist sänn, hamm'sa ihrn neia Kumpl ei'geloodn, dass'er doch amoll nooch Hof und Kulmbach auf Besuch kumma soll – und werglich: Letzta Wochn schtand der Inder vor na Werner seiner Tir. Der Werner hot sich gfreit und hot sich net lumpn lossn. Drei Dooch lang hot'er sich um san Gast gekimmert, hot na olles gezeicht und dess Besta zern Essn serviert.

Am vertn Dooch wollt der Inder dann mit der Eisnbohn zum Werner san Kolleeng nooch Kulmbach fohrn. Leider konnt der guda Mo nadirlich kan Broggn deitsch, dessweecher hot'na der Werner in oller Frieh am Hofer Hauptbohnhof heggstberseenlich zern Zuuch gebracht – und hot'na nuch an Zeddl in Händ gedriggt, wo die genaua Ankumpftszeid in Kulmbach draaf schtand: 8 Uhr 40. "Wenn der Zug hält,dann steigst du aus – und am Gleis erwartet dich mein Freund", hot der Werner af Englisch zu san Inder gsocht, hot'na umarmt und hot zern Abschied nuch lang hinterher gewunkn.

Der Inder, der woss genauso wie der Werner a unendlichs Vertraua in die deitscha Bohn hot, konnt ja net wissn, dass inzwischn bei uns die Ziechla mastns Verschpeetung hamm – so iss unterwegs aa der Zug nooch Kulmbach erchetzwo auf derra Schtreggn im Fichtlgeberch aweng hänga gebliem. Um Punkt 8 Uhr 40 iss obber der Zug im Bohnhof schteh gebliem, unner Inder hot nuch amoll schnell auf san Zeddl gschaut, und dann iss'er ausgschtieng. Voller Hochachtung fir die Pinktlichkeit, die woss'er ja aus Indien net kennt, wor'er etzert auf Gleis fimf gschtandn – ollerdings net in Kulmbach, sondern weecher derra Verschpeetung erscht in Neuenmarkt-Wirsberg. Do wor nadirlich ka Freind do, der woss'na abk'hullt hot. Der schtand neemlich im Kulmbacher Bohnhof, wo der Zug aus Hof mit siem Minuddn Verschpeetung und ohne den indischn Gast okumma iss. Die Verwirrung wor etzert groß, und es hot fast zwa Schtund gedauert, bis dass die zwa einheimischn Lehrer, die wossn ganz aufgereecht ibersch Händy mitnanner und wechslweis mit der Bohn dellefoniert hamm, ihrn verschollna Freind endlich ausfindich gemacht hamm. Do siggst moll widder: A Bohnfohrt in Deitschland ko fei genauso im Chaos endn wie druntn in Indien... GERCH

13.11.2004

 

Erscht im Museum – und dann unter Bollizei-Verdacht

Die Erika hot letzta Wochn mit ihrn Hermann an Ausfluch in die Frängischa Schweiz gemacht. "In Geßweinstein dammer erscht die olta Burch besichtinga – und hinterher fohr'mer nuch a holba Schtund weider in dess scheena Heimatmuseum, wo die ganza Vergangaheit von der Frängischn Schweiz gezeicht werrd", hot die Erika gsocht. Der Hermann hot zwor aweng rumgebrummt, wall'er vill lieber in aans von denner gemietlichn Wertshaisla ei'gekehrt wär, wo'sa dess Bier nuch selber braua, obber die Erika hot'na scho geem!

"Aweng Kultur schad't dir fei aa nix", hot'sa gsocht, "dei ewicha Wertshaus-Hoggerei gedd'mer sowieso aufn Geist!"

Also hot unner Hermann mit seiner kulturbremsertn Fraa erscht a Burchbesichtigung gemacht, wo na vor alln die Folterkammer und die großn Biergriech aus Zinn beeindruggt hamm – und anschließnd sänn die zwa Hofer a boor Kilometer weider in dess Heimatmuseum nei. Die siem Zimmer vull lauter olts Zeich hamm die Erika immer merra begeistert, während na Hermann die antikn Nehmaschinla und die Webschtiehl ziemlich warscht worn.

Er hot in derra warma Luft scho an ganz droggna Hols k'habt und hätt dringend a Seidla Bier gebraucht, obber sei Fraa iss und iss net randich worrn. Inzwischn worsch draußn scho finster, und im Heimatmuseum worn bloß nuch die Erika und der Hermann drinna – do rassln aferamoll die Rollleedn an die Fenster ro, und olla Lichter gänga aus. Es wor neemlich bunkt Sechsa, do werrd dess Heimatmuseum vollautomatisch gschlossn!

Die Erika hot etzert im Finstern gebläkt und "Hilfe" gschriea, obber draußn hot ka Mensch k'heert. Die zwa Hofer hamm an Tirn und Fenster geklopft, der Hermann hot sogor darch die Finger gepfiffn, obber im Heimatmuseum wor ka olta Sau mehr do.

So sänn der Hermann und sei Erika in der Finsternis vorsichtich von Zimmer zu Zimmer gedabbt, hamm aus Versehng an historisch gedeggtn Disch samst Borzlan und Gleeser umgschmissn, sänn iber zwa antika Kehhricht-Besn gschtolpert – und dann iss die Erika zer Dood erschroggn und hot an schrilln Schraa ausgschtoßn, wall'sa aferamoll an fremmer Mo im Arm k'holtn hot, obber dess wor bloß a Klaaderbubbm inera historischn Tracht.

Die zwa ei'gschperrtn Leitla hamm sich scho afera Nacht im Museum ei'gericht. "Goddseidank hob'ich in meiner Handdaschn nuch a Fläschla Minerolwasser drinna", hot die Erika gsocht.

"Und dann leeng'mer uns holt in dess olta Dobblbedd nei, dess woss erchetz wo do hintn in den middlolterlichn Bauernzimmer schtett", hot der Hermann na weitern Plon gemacht. Obber während sich die zwa Hofer nuch darch die dunkln Räume gedast‘ hamm, werrd aferamoll von draußn die Tir aufgschtoßn – und der Hermann und sei Erika schtänga middn ineran gleißendn Scheinwerferlicht.

"Halt – Polizei!!", hot a Mo gebläkt.

Bei der Bollizei iss neemlich inzwischn Alarm ausgeleest worrn – und die Beamtn dachtn, dass im Heimatmuseum a boor Einbrecher die historischn Wertsachn klaua wolltn.

Bei der Vernehmung auf der Bollizeiwach hot sich obber dess Missverschtändnis schnell aufgeglärt, und die zwa Hofer sänn widder frei gelossn worrn.

"Wemmer gleich nei ins Wertshaus wärn, hätt'mer uns vill Ärcher derschporn kenna", hot der Hermann sei ganz berseenlicha Lehr aus den gfährlichn Museums-Besuch gezoong – und sei Erika gett seitdem nimmer ausn Haus, ohne dass'sa in ihrn Handdäschla a Daschnlampn und a Händy drinna hot ... GERCH

20.11.2004

 

Die Alma und der verschluggta Medizinboll

Die Alma iss a schtämmicha Bauersfraa – und die Ärbert aufn Hof erledicht sa gemeinsom mit ihrn Hans, der woss obber scha in Rentn iss. Zwischn a boor Schweinla und Kieh, zwischn Hiehner, Entn und Gäns leem die Alma und der Hans auf ihrn Bauernhof Johr fir Johr zerfriedn vor sich hie.

Letzta Wochn musst obber der Hans na Dokter hulln. "A Notfoll, Herr Dokter", hot'er ganz aufgereecht ins Dellefon nei'gebläkt, "kumma'Sa na gleich raus zer uns – ich glaab, mei Alma liecht im Schterm."

Der Dokter hot sich sofort ins Auto gsetzt. Aufm Bauernhof iss'er ins Schloofzimmer nei, wo die Alma im Bedd looch – miteran Blähbauch wie a Kugl.

"Ich blatz gleich", hot die Alma vor Schmerzn gejammert. Der Dokter iss selber aweng derschroggn, wie'er die aufgeblosna Fraa untersucht hot. "Dess sicht fei, wie wenn'sa an Medizinboll verschluggt hätt", hot der Hans nebern Bedd fachmännisch erglärt.

Der Dokter hot erscht afera Vergiftung gedibbt. Obber der Blutdrugg hot gebasst, die Alma hot aa ka Fieber k'habt, bloß gschwitzt hot'sa wie a vergifta Aff.

"Was haben Sie denn gegessen?", wollt'er von der Alma wissn.

"Nix weider", hot'sa gsocht.

Der Dokter schtand vor an Rätsl. Und während er nuch'amoll die Lunga abk'horcht hot, iss der Zuschtand von der Alma ganz griddisch worrn – und bletzlich hot'sa laut gebläkt: "Hans, bräng na Aamer!"

Sofort schtand der Hans miteran Blechaamer am Bedd. Die Alma hot sich mit letzter Kraft aufgebäumt, hot ihrn Kopf ibern Aamer k'holtn – und dann gings los: minuddnlang hot die Alma gschpeit wie a Reiher, der holba Aamer wor vull! Mit flachn Bauch iss die Alma ins Bedd zerrigg gsunkn.

Fassungslos hot der Dokter dess Ergebnis analysiert. "Sie haben also nichts gegessen?", hot'er die erleichterta Alma nuch amoll gfrocht.

"Scho aweng woss", hot'sa dann zugeem – und schließlich kam die ganza Wohret raus. Die Alma wor neemlich an den Dooch aufm Kärwa-Essn im Dorfwertshaus.

Do hot'sa erscht zwa Deller Leberknedl-Subbm gessn, nochert an gebaggna Karpfn mit Erpflsallood, dazu zwa Seidla Bier, ols Noochschpeis an Budding, dann zwa Dässla Kaffee mit Schtreislakuhng und an Schtiggla Buddercrem-Doddn – und auf zerletzt drei Schnapsbralina und an Kraiterlikeer. Dann ging dahamm dess Elend los!

Obber etzert worn'sa olla zerfriedn, dass der Schregg verbei wor und dass die Alma net amoll a Medikament gebraucht hot. "Einen so extremen Blähbauch habe ich selber noch nie gesehen", hot sich der Dokter ban Abschied gewunnert und wor froh, dass die Alma ihr Kärwa-Koligg auf ganz nadirlicha Weis iberschtandn hot... GERCH

27.11.2004

 

Silbergraua Lagg-Farb aufn Zebbedäus

Der Franz iss auf seina oltn Dooch immer nuch Junggsell – und wall'er sich im Lauf von san langa Leem a scheens boor Pfäng zamm'gschport hot und a orntlicha Rentn gricht, konnt'er sich vor zwa Wochn a neis Auto leistn. Obber leider iss'na vorgestern im Parkhaus a klaans Malleer bassiert: Wie'er riggwärts ei'barkn wollt, hot'er mit san rechtn hintern Kotfliegl a Betonsaaln aweng gschtraaft, sodass an san neia Auto gleich a boor Kratzer im silbergraua Lagg drinna worn.

Der Franz hot gedoo wie a Sau.

Er hot sofort an silbergraua Lagg-Schtift kaaft und die Kratzer an san Kotfliegl iberschtrichn.

Dann hot'er sei Werk begutacht. "Gett scho", hot'er vor sich hie gemurmlt, hot den Lagg-Schtift in sei rechta Husndaschn gschteggt und iss aferan Friehhschobbn ins Wertshaus ganga. Dart hot'er sich an Schtammdisch no'gsetzt, obber leider hot sich ban Hiehoggn in seiner Husndaschn erchetzwie die Kabbn vom Schtift geleest – und woss der Franz net merkn konnt: Die silbergraua Lagg-Farb iss schee langsam darchn Schtoff gsiggert, dann darch die Unterhusn, und af zerletzt hot'sa sogor im Zwiggl von san bestn Schtigg Besitz ergriffn.

Wie der Franz noochn zweitn Seidla Bier naus aufs Klo ganga iss, hätt'na an der Saachrinna fast der Schlooch gedroffn: Sei Zebbedäus hot deitlich und einwandfrei silbern geglitzert.

Der Franz hot geglotzt wie a Aachhernla, wenn's blitzt – und hot gedacht, er iss nimmer ganz richtich in san Kopf. Obber schee langsam iss'na olles klor worrn...

Der Franz iss sofort hamm gfohrn und hot sei Husn und die Unterhusn ineran Aamer mit haaßn Wasser ei'gewaacht. Dann hot'er sich mit ana Warzlberschtn iber san klan Kamerodn hergemacht, obber die silbergraua Farb wor so fest auf der Haut ei'gedroggnt, dass net amoll der "Weiße Riese" helfn konnt – und mit Nitroglyzerin hot'er sich an sei bests Schtigg doch net no'getraut.

So hot'er hie und her iberleecht, wie'er die Lagg-Farb widder ro brängt. Af zerletzt iss'na sei olta Schulfreindin Anna ei'gfolln, die woss bei der Diakonie ols Oltnpfleechera ärbert.

Der Franz hot sich zwor zer duud gscheemt, obber woss iss'na dä annersch iebrich gebliem: Ineran langa, beinlichn Dellefonat hot der Franz der Anna sei Ungligg derzellt und hot'sa gebetn, dass'sa ihn hilft.

Zwa Schtund schpeter iss die Anna mit ihrn Erschte-Hilfe-Däschla kumma und hot dank ihrer Erfohrung in der Diakonie na Franz san Zebbedäus vorsichtich von derra silbergraua Lagg-Farb befreit. Am End hot der Franz gschtrohlt wie a Pfannakuhng – und die Anna hot boll aweng na Verdacht k'habt, dass die Reinigungsbrozedur ihrn friehern Schulkamerod gor net so unrecht wor.

Obber do hot'sa der Franz fei gleich beruicht. "Sowoss wenn ann bassiert, do vergedd dir fei olles!", hot'er festgschtellt, obber aweng gegrinst hot'er scho... GERCH

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